Pfarrer Bert Ackermann gestorben

Am 19. April 2023 verstarb der langjährige Vorsitzendes des Vereins "Haus Marienthal e.V."

Wenn man wissen wollte, wofür Bert Ackermanns Herz brannte, dann musste man ihm nur in die Augen schauen. Denn durch die buschigen Augenbrauen blitzte es sofort auf, wenn der Name „Johann Hinrich Wichern“ fiel oder der Name „Haus Marienthal“ oder auch „Berufsschule“. Damit ist verbunden der Name „Jesus“, der sich insbesondere den Schwächsten der Gesellschaft, den Kindern, zuwandte, um an ihnen zu demonstrieren, dass die Liebe Gottes allen Menschen gilt.

Der Name Pfarrer Bert Ackermann ist mit dem „Haus Marienthal“ eng verbunden und gehört zur Geschichte des Kinderheims im letzten halben Jahrhundert. Er übernahm in einer schwierigen Phase die Geschicke des Hauses als 1. Vorsitzender. 1975, nach dem Ausscheiden des Hauptlehrers Adolf Haag als Vorsitzender und eines kurzen Interims unter Rechtsanwalt Georg Müller, erklärte sich Bert Ackermann bereit, den ehrenamtlichen Vorsitz des Vereins zu übernehmen. Ihm gelang es, das „Haus Marienthal“ wieder in ein ruhigeres und sicheres Fahrwasser zu führen.

17 Jahre, von 1976 bis 1993, wurden unter ihm wichtige Richtungsentscheidungen gefällt. Ihm war klar, dass jede Zeit neue Herausforderungen mit sich bringt, sei es in der Heimerziehung oder auch in der Religionspädagogik, die sein eigentliches professionelles Metier als Pfarrer war. Er blieb in dieser Hinsicht immer jung und konnte sich wunderbar in die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen hineinversetzen. Ihre Interessen und Bedürfnisse verfolgte er, weniger die Zwänge einer Kinderheimorganisation. Zugute kam ihm, dass er im damaligen Heimleiter Gerd Schurz einen kongenialen Mitstreiter fand. So wurden wichtige Weichen in seiner Amtszeit gestellt. Ich nenne nur den Erwerb der Außenwohnstelle Forst, wo Kinder in einer familienähnlichen Umgebung aufwachsen können. Ich nenne den Beginn des Aufbaus von sog. flexiblen Hilfen, also pädagogischen Maßnahmen, die nicht starren Strukturen folgen.

Nicht zuletzt wurde das bereits heilpädagogisch orientierte Kinderheim einen Schritt weiter in ein heilpädagogisches Haus überführt. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass im „Haus Marienthal“ wichtige Um- und Neubaumaßnahmen durchgeführt wurden. Der Sportplatz blieb ihm bis in die letzten Jahre ein wichtiges Anliegen.

Mit der Weitergabe des 1. Vorsitzes an Pfarrer Jochen Keßler-Rosa 1993 verminderte sich keinesfalls sein Engagement für „sein Haus“. Als Ombuds-Mann blieb er der externe Ansprechpartner für die Mädchen und Jungs im „Haus Marienthal“. Nach wie vor brachte er sich in den Verwaltungsratssitzungen und Mitgliederversammlungen ein, damit das Haus eine gute Zukunft haben möge. Bei Festen oder Weihnachtsfeiern war er bis ins hohe Alter mittendrin dabei. Zur Festschrift zum 150jährigen Bestehen im Jahr 2002 lieferte er als erster seinen Beitrag, der die Geschichte des „Haus Marienthal“ behandelte, beim Redakteur ab.

So sind das „Haus Marienthal“ und alle seine Freunde Pfarrer Bert Ackermann zu großen Dank verpflichtet. Aus Dankbarkeit und großen Respekt für seinen unermüdlichen Einsatz für die Kinder und Jugendlichen legen wir ihm eine Schale am Grab nieder.

Er ruhe in Frieden, im Frieden Jesu Christi, aus dem heraus er schon zu Lebzeiten gewirkt hat.

Pfr. Ernst Petersen, StD i. R.
2. Vorsitzender „Haus Marienthal“ e.V.